Heilen durch Verzicht – Wie Fasten uns verändert. Immer mehr von uns versagen sich regel,äßig und freiwillig feste Nahrung. Denn wer das „Hungern“ einmal probiert hat, weiß: Es hilft nicht nur gegen Leiden, sondern macht sogar glücklich.

FASTEN ALS JUNGBRUNNEN: WAS IM KÖRPER PASSIERT

Wenn der Organismus plötzlich keine Nahrung von außen mehr bekommt, geschieht Erstaunliches. Für zwölf bis 14 Stunden verfügt er noch über Energie aus dem, was er gerade verdaut. Zudem haben Muskeln und Leber einen kleinen Zuckerspeicher zur Absicherung der Grundfunktionen. Wenn diese Glykogenspeicher nach zwölf bis 14 Stunden leer sind, schaltet der Körper aufs Fastenprogramm um. Insulin und Leptin werden dann runter-, Nordadrenalin hochgefahren, damit aus den Fettreserven Energie bezogen werden kann.

Aufräumen in den Zellen
Das Fett aus den Fettzellen wird mobilisiert und über das Blut zur Leber geschickt, die es zerkleinert und daraus einen Zucker-Ersatz baut, die Ketonkörper. Nach etwa 24 bis 36 Stunden ist die Umstellung vollzogen, wir ernähren uns von nun an komplett von den eigenen Reserven. Und das wirkt verjüngend dankt des zellulären Selbstreinigungsprogramms, der Autophagie. In den Zellen sammelt sich mit den Jahren nämlich Abfall: schlecht gefaltete Proteine und abgenutzte Mitochondrien. Nur wenn die Zelle nicht mit der Verdauung beschäftigt ist, räumt sie auf.

Äußere Veränderungen
Die kleinen Körperkraftwerke umschließen den Zellschrott mit einer Membran, schicken Enzyme hinein, die alles zerkleinern, erst danach wird neu aufgebaut. Sogar Stammzellen werden dann produziert – und Defekte so repariert. Die Effekte zeigen sich schon nach den etwas unruhigen ersten beiden Tagen der Umstellung: Die Laune verbessert sich, ebenso viele Symptome. Die Haut wird nach mehreren Tagen merklich reiner, das Bindegewebe lockerer und elastischer – was bei PatientInnen mit Schmerzsymptomen etwa des Rückens meist zu einer Linderung führt.

Auch die Seele profitiert – Heilen durch Verzicht – wie Fasten uns verändert
„Heilfasten hat eine mentale, spirituelle , psychologische Komponente, es ist nicht nur Gewichtsverlust. Nahezu jedes Organ und das Nervensystem sind betroffen und profitieren“, sagt Dr. Verena Buchinger-Kähler. Und sie fährt fort: „Die ersten Tage des Fastens, also bis die Zuckerreserven aufgebraucht sind und die Umstellung auf Ketose vollbracht ist, sind schon ein gewisser Stress. Es kommt zunächst zur Ausschüttung von Stress, erst dann von Glücks- und schmerzstillenden Hormonen, weswegen etwa RheumatikerInnen eine Verbesserung spüren. Manch einer erlebt sogar ein Fasten Hoch“.